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Deniz Yücel bezeichnet Erdogan als "Gangster"
Der ehemals in der Türkei inhaftierte "Welt"-Korrespondent Deniz Yücel hat die mangelnde Rechtstaatlichkeit in der Türkei kritisiert. "Die gängige Praxis, für die schon ein Beitrag auf Facebook genügen kann, - erst verhaften, dann Beweise suchen und schließlich schmoren lassen - muss aufhören", heißt es in Yücels Dankesrede für den M100 Media Award am Dienstagabend laut Redemanuskript. Um ein Ende willkürlicher Verhaftungen zu erreichen, müsse auch Berlin Druck auf Ankara ausüben, so Yücel. "Das wäre eine Forderung, an die die Bundesregierung beispielsweise die Frage nach Darlehen der Kreditanstalt für Wideraufbau knüpfen könnte." Der wunde Punkt der Regierung von Präsident Recep Tayyip Erdogan sei die Wirtschaftslage in der Türkei. "Mit Gangstern muss man die Sprache sprechen, die sie verstehen", fordert Yücel. Dennoch seien Deutschlands Einflussmöglichkeiten in der Türkei begrenzt. "Natürlich könnte eine solche Politik im besten Fall die gröbsten Auswüchse der Diktatur eingrenzen, mehr nicht. Eine freiheitliche und rechtsstaatliche Ordnung wird es in der Türkei nicht geben, so lange nicht ein größerer Teil der Gesellschaft einen Regimewechsel will, als es gegenwärtig der Fall ist." Es sei nicht so, dass er jede Zusammenarbeit zwischen Deutschland und der Türkei ablehne, so Yücel. "Aber ohne Bedingungen sollte keine Zusammenarbeit geschehen. Und hierfür würde es nicht genügen, wenn noch eine Handvoll weiterer bekannter Gefangener wie etwa Ahmet Altan, Osman Kavala, Enis Berberoglu oder Selahattin Demirtas freikommen." Der "Welt"-Korrespondent Yücel wurde im Februar 2017 in Istanbul zunächst festgenommen und dann unter dem Vorwurf von Terrorpropaganda und Volksverhetzung in Untersuchungshaft genommen. Die Bundesregierung, Politiker der Opposition sowie zahlreiche Künstler und Intellektuelle verurteilten die Inhaftierung Yücels als politisch motiviert. Nachdem er unter anderem neun Monate in Isolationshaft verbracht hatte, kam Yücel im Februar 2018 auf freien Fuß. Er verließ daraufhin die Türkei. Der Prozess gegen ihn dauert fort. © dts Deutsche Textservice Nachrichtenagentur GmbH
NEWS25-Meldung vom 18.09.2018 - 19:15 Uhr
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