Freitag, 29. März 2024
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CDU-Politiker Weinberg beklagt Missstände in der Jugendhilfe
Der familienpolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Marcus Weinberg (CDU), hat schwere Missstände in der Jugendhilfe beklagt. In der Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland gebe es so gravierende Missstände, dass sich eine beim Bund angesiedelte Unabhängige Kommission mit der Auswertung von Erfahrungsberichten von betroffenen Eltern, Kindern und Betreuern beschäftigen sollte, sagte Weinberg der "Welt am Sonntag". Er habe als Abgeordneter mittlerweile so viele Fälle von "nicht nachvollziehbaren Inobhutnahmen, Sorgerechtsentzügen, aber auch Klagen von Pflegeeltern über die Behörden" zugesandt bekommen, dass er davon überzeugt sei, dass es sich nicht mehr um wenige Einzelfälle besonders versagender Eltern und schwieriger Kinder handele, sagte Weinberg der Sonntagszeitung. Vielmehr sei anzunehmen, dass es sich dabei um ein systembedingtes oder strukturelles Problem handeln könnte, so Weinberg. Kinder und Jugendliche würden immer wieder erzählen, dass ihr Wunsch und ihr Wille bei den Entscheidungen, wo und wie sie leben wollten, missachtet werde. Viele Eltern fühlten sich in Familiengerichts- oder Jugendamtsverfahren gedemütigt und genötigt. "Jedes einzelne Fehlurteil, jedes einzelne unter Fehleinschätzungen leidende Kind ist unser Auftrag, das System zu überprüfen", forderte Weinberg. Ein Tabuisieren, Wegschauen oder Verdrängen dürfe es nicht länger geben. Tatsächlich steigt die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die von den Jugendämtern aus ihren Familien genommen werden, seit Jahren stetig. Ein großer Teil der 84.230 im vergangenen Jahr in Obhut genommenen Kinder und Jugendliche waren zwar minderjährige unbegleitete Flüchtlinge. Aber selbst wenn man diese Gruppe herausrechnet, ist die Zahl der Inobhutnahmen rasant gestiegen - von 26.155 im Jahr 1996 auf 39.295 zehn Jahre später. Es sei sorgfältig zu prüfen, ob dies an einer Zunahme von Erziehungsversagen und Überforderung von Eltern, an erhöhter Wachsamkeit der Behörden oder an einer Absenkung der Eingriffsschwelle liege, so Weinberg. Mit Blick auf die Auswirkungen auf die betroffenen Familien habe der kommende Bundestag die Pflicht, dies zu überprüfen. Ähnlich wie in der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs müsse Betroffenen und Insidern die Gelegenheit gegeben werden, ihre Erfahrungen aus ihrer Perspektive vertraulich zu schildern, damit unabhängige Experten sie auswerten können. © dts Deutsche Textservice Nachrichtenagentur GmbH
NEWS25-Meldung vom 17.09.2017 - 04:00 Uhr
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